Englische Möbel: Sesselklassiker im Patchwork-Outfit

In einem vor einiger Zeit geposteten Artikel habe ich beschrieben, worauf du achten solltest, wenn du Polstermöbel vom Flohmarkt kaufst. Der Inhalt kurz zusammengefasst: Du kontrollierst ganz einfach die Checkpoints #1 – #6. Und wenn die Abnützungserscheinungen nur oberflächlich sind, kannst du das Möbelstück neu beziehen (lassen). Dazu passend habe ich die Homepage von Kelly Swallow aufgespürt, die das Neubeziehen alter Sitzgelegenheiten mit Patchworkstoffen zum Beruf gemacht hat. Ich möchte dir hier meine Lieblingsstücke aus ihrer Kollektion zeigen. So kannst du leicht nachvollziehen, wie gediegene englische Sitzmöbel mit einem neuen Outfit gleich up to date werden. Nebenbei lernst du gleich die wichtigsten Sesseltypen kennen.

Englische Möbel: Der Ohrensessel

Ohrensessel mit Holz Patchwork

Ohrensessel gehören für mich seit jeher zum Standard-Inventar englischer Herrenhäuser. Zur sichtbaren Grundkonstruktion gehören vier geschwungene Beinchen und ein gut gepolsterter Sitz. Meist sind Ohrensessel mit schweren, dunklen Samtstoffen bezogen oder in Leder gehüllt. Wenn es Richtung Schottland hinaufgeht, werden aber auch karierte Quiltstoffe immer wieder gerne verarbeitet. Was die Ohrenform betrifft, gleicht kein Modell dem anderen. Sieh dir meine drei Fundstücke an. Der erste Sessel hat „normale“ Ohren. Nummer zwei hat die Ohren betont lang gezogen und geschwungen ausgeformt. Der letzte Beispielsessel wird rundum mit dunklem Sichtholz eingefasst. Ich persönlich bin jedenfalls ein Riesenfan des Union-Jack-Bezugs. (Ohrensessel „Eric’s Chair“, „Rule Brittania“ und „Matt Bloom“ von Kelly Swallow)

Englische Möbel: Der schmale Polstersessel

Diese Polstersessel-Variante heiß im Original Nursing chair und stammt aus der viktorianischen Zeit. Hier nahmen frischgebackene Mütter (in Upperclass Haushalten bestimmt auch Ammen) Platz und stillten ihre Babys. Der Sessel ist nicht so wuchtig wie ein Ohrensessel und auch die Sitzfläche liegt tiefer (wurde ja auch auf die Körpergröße von Frauen ausgerichtet), die Beinform ist ebenfalls meist geschwungen und ändert sich lediglich entsprechend der Zeit. Der Sesselbezug kommt, wie ich finde, wunderbar vor einer weißen (jedenfalls aber hellen, neuralen) Wand zur Geltung. (Polstersessel „Spoon back 1“ von Kelly Swallow)

Englische Möbel: Der Vollpolstersessel

Lerne meine Lieblingsgegenstände kennen:

Dieses Modell ist ein speziell für die Dame des Hauses gemachter Vollpolstersessel – ein Damensitz also. Die Form ist zierlich, die Ecken sowie Kanten sind sanft gerundet und die Möbelfüße aufgrund der fast bis zum Boden reichenden Polsterung kaum mehr zu sehen. So ein Sessel oder Fauteuil stand bestimmt im Ankleide- oder Schlafzimmer vor dem Schminktisch. Der Rücken ist übrigens kapitoniert, also rautenförmig abgesteppt, und mit Knöpfen verziert. Der neue Patchworkbezug wechselt sich schön harmonisch mit hauptsächlich einfarbigen, gepunkteten und gestreiften Stoffelementen ab. (Vollpolstersessel in Patchwork-Optik von Kelly Swallow)

Englische Möbel: Der Stuhlsessel

Polstersessel mit gelb lackierten Beinen

Dieser Sesseltyp hat sich aus dem klassischen Speisezimmerstuhl entwickelt. Nur die Beine sind kürzer, somit auch die Sitzfläche tiefer, und Armlehnen kamen dazu. Was die Abmessungen angeht, ist der Stuhl breiter als ein Sessel. Rücken und Sitz sind nicht miteinander verbunden, sondern durch einen luftigen Schlitz getrennt. Noch etwas fällt auf: Nur mehr Teile des Sessels sind gepolstert – nämlich der Sitz, der Rücken und partiell die Armauflagen. Ich mag an diesem Modell besonders, dass das Sichtholz sonnengelb lackiert wurde. Vielleicht auch eine kleine Inspiration für dich einem unscheinbaren Möbelstück mit ein wenig Farbe viel Pep zu verleihen. (Stuhlsessel „Pink Punk“ von Kelly Swallow)

Englische Möbel: Der Clubsessel

 

Clubsessel stammen aus den 1930er Jahren als sich die geschäftstüchtigen Herren in Clubs trafen, ihre erfolgreichen Vertragsabschlüsse mit Drinks begossen, genüsslich an einer Zigarre zogen, sich zufrieden zurücklehnten und in Gedanken ihr Geld zählten. Fast alle Clubsessel-Varianten gehen massig in die Breite, haben wuchtige, voluminöse Armlehnen und fallen durch eine dynamisch nach hinten geneigte Rückenlehne auf. Originalgetreu sind sie mit cognacbraunem Leder überzogen. Dieser hier treibt’s bunter. Er ist auch deshalb einer meiner Favoriten, weil ich die beräderten Vorderfüße bei Polstermöbelklassikern so gerne mag. (Clubsessel „The other side of the river“ von Kelly Swallow)

Englische Möbel: Das Chesterfield-Sofa

Ein Chesterfield-Sofa ist typisch Made in England. Es geht auf das 18. Jahrhundert zurück und gilt als gediegener Klassiker. Ob bei wichtigen Diskussionsrunden im Fernsehen oder in exklusiv ausgestatteten Wartebereichen: Wer Stil und Klasse beweisen will, stattet seine Räumlichkeiten mit Chesterfield-Möbel aus. Die Armauflagen und der Rücken verlaufen rundum in einer Höhe und sind typischerweise nach außen gewölbt bzw. geschwungen. Außerdem sind Teile des Sofas, besonders der Rücken, immer im Rautenmuster abgesteppt und mit Knöpfen akzentuiert. Ursprünglich war das Leder cognacfarben oder giftgrün. Es hatte nie durchgehend einen Farbton, sondern war immer mit Schwarz abschattiert. Mit dem Patchworkbezug verliert das Chesterfield-Sofa seine Seriosität und wirkt so einladend, dass ich mich doch glatt darauf fallen lassen möchte. (Chesterfield-Sofa mit Patchwork-Bezug von Kelly Swallow)

Fotos: kellyswallow.co.uk (8)

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