Ich habe dir ja in der Vergangenheit schon einige Farbkonzepte zum Nachstreichen vorgestellt. Als aufmerksamer Mitleser hast du mittlerweile einen Einblick bekommen, welche Farbkombinationen zusammenpassen, wie du mit (manchmal) unkonventionellen Mitteln wirkungsvolle Effekte zauberst und was du sonst noch tun kannst, um deine vier Wände ausdrucksstärker zu gestalten. Bei dieser Fülle an Tipps & Tricks fehlt dir vielleicht nur noch das Entscheidende bisschen Mut, um meine Vorschläge auch wirklich in die Tat umzusetzen.
Wände streichen: Nur Mut!
Es kostet zu Beginn eine ziemliche Überwindung, Wände anders als gewohnt einzufärben oder gar Wisch- und Spachteltechniken auszuprobieren. Denn leider gibt es noch immer keine Möglichkeit, schon vorher zu wissen, wie das Streichergebnis hinterher aussehen wird.
Ich kann dir aber einen gestalterischen Umweg empfehlen, um auf Nummer sicher zu gehen: Trag deine Wunschfarbe ganz einfach vorerst nicht direkt auf die Wand auf, sondern auf einen über einen Keilrahmen gespannten Stoff. Der Sinn der Übung: Nachdem du einige Zeit mit der Farbe gewohnt hast, kannst du dich entscheiden, ob du sie großflächig auf die Wand übertragen willst, lieber alles beim Alten lässt oder du dich auf die Suche nach einer anderen Schattierung begibst.
Vorgefertigte Keilrahmen bekommst du in verschiedene Größen in jedem Papier- und Bastelgeschäft. Gängige Standardformate beginnen bei ungefähr 18 x 24 cm und enden bei ca. 50 x 70 cm. Auch Quadrate sind erhältlich. Die Formate variieren hier meist zwischen 30 x 30 und 50 x 50 cm. Fertig-Keilrahmen eignen sich dazu in Gruppen an der Wand zu hängen, um eine zwar unterbrochene, aber doch große, Farbfläche zu bekommen. Greif zu den größten Rahmen, die du kriegen kannst. Minibilder sind zu winzig, um ein annähernd realistisches Farberlebnis erreichen zu können.
Du kannst die Keilrahmen auch an die Wand lehnen – wobei hier klarerweise andere Idealmaße gelten. Stellst du das Bild auf einer Kommode ab, ist ca. 60 x 95 cm ein geeignetes Format. Soll das Testbild vom Boden aus in die Höhe ragen, empfehle ich dir ein Mindestmaß von 120 x 75 cm – oder du orientierst dich an einem Standard-Türblatt.
Rahmen in dieser Größenordnung musst du selbst bauen und bespannen. Du benötigst dazu Holzleisten, die du miteinander verleimst oder zusammenschraubst, und Nesselstoff (eine Art Baumwoll-Canvas), den du um den Rahmen schlägst und unter Spannung entlang der Kanten antackerst. Damit die Konstruktion stabil wird, vergiss nicht ein bis zwei Querleisten einzuziehen.
Danach kannst du mit Farben, Pinseln, Spachteln, Schwämmen und Co. herumexperimentieren und deine künstlerische Freiheit genießen. Auf diese Weise legst du Strich für Strich jene kreativen Hemmungen ab, die in der Vergangenheit möglicherweise durch die Angst vor der weißen Wand und den Gedanken an den Vermieter entstanden sind.
Da sich handelsübliche Wandfarbe nach dem Trocknen immer wieder deckend überstreichen lässt, verträgt ein Keilrahmenbild sehr viele Farbschichten. Tob dich also richtig aus! Und was den Farbverbrauch betrifft: Mach dir keine Gedanken. Dispersionsfarbe gibt es auch in Klein- und Kleinstmengen (2,5-l-Eimer oder Tester) zu kaufen.